
Zoologisches Stichwort
Stamm
Chordattiere
Klasse
Wirbeltiere
Ordnung
Knochenfische
Familie
Sonnenbarsche
Gattung
Lepomis
|
Synonyme | Gewöhnlicher/Gemeiner
Sonnenbarsch, Kürbiskern-barsch, Sonnenfisch | engl.: Pumpkinseed Sunfish, Panfish, Sunperch
Herkunftsgebiet und Ausbreitung | Der Sonnenbarsch kommt
wie alle der ca. 30 Arten der Familie Centrarchidae (Sonnenbarsche) aus
dem gemäßigten Nordamerika. Seine Verbreitung liegt zwischen Florida und
Texas im Süden und den Großen Seen im Nordosten. Nach Europa kam er Ende
des 19. Jahrhunderts als Aquarienfisch. Verschiedene Autoren nennen die
Jahre 1877, 1887 und 1891 für Importe durch Max von dem Borne und M.
Begg. Durch unkontrollierte Besatzmaßnahmen und Auswildern von Aquarien-
und Teichbeständen haben sich Sonnebarschpopulationen in Süd-, Mittel-,
West und Osteuropa etabliert. In einigen Seen der Oberrheinebene ist der
Sonnenbarsch die im Flachwasser dominierende Art.
Eingeführte Sonnenbarschbestände gibt es außerdem in Afrika, Mittel- und
Südamerika.
Bei uns kommt der Sonnenbarsch bevorzugt in stehenden und langsam
fließenden Gewässern vor, die nicht zu trüb sind und einen guten
Pflanzenbestand aufweisen. Hier trifft man ihn vor allem im Flachwasser.
Merkmale und Aussehen | Der
Sonnenbarsch ist sicherlich einer der auffälligsten (und schönsten)
Fische in unseren Gewässern. Er hat einen hochrückigen, seitlich
zusammengedrückten Körper ("panfish" !) mit großem Kopf. Junge Exemplare
sind etwas lang gestreckter als ältere Fische. Das Maul ist leicht
oberständig. Die Maximalgröße liegt bei 30 cm (4 kg), er bleibt in
unseren Gewässern mit 10 - 15 cm (250 g) jedoch deutlich kleiner.
Charakteristisch ist die lange durchgehende Rückenflosse, sowie der
dunkle Augenfleck mit orangerotem Rand auf dem Kiemendeckellappen (daher
Kürbiskernbarsch). Jungtiere bis ca. 8 cm sind einförmig graugrün mit 5
- 8 (schlecht erkennbaren) Querbinden. Geschlechtsreife Exemplare sind
prächtig gefärbt mit grünblauen Querbinden auf bräunlichem Grund und
rötlichen Tüpfeln. Die Kiemen- und Maulregion glänzt grün-blau mit roten
Wellenlinien. Dei Flossen sind grünlich-gelblich unscheinbar gefärbt.
Die Weibchen sind etwas weniger auffällig, ebenso ältere Exemplare.
Biologie und Lebensweise |
Sonnebarsche bevorzugen strömungsarme Bereiche mit gutem Pflanzenbestand
im Flachwasser. Große Bestände findet man in etwas wärmeren nicht stark
getrübten Seen. Jüngere Fische bilden Schwärme, größere Exemplare sind
Einzelgänger. Das Nahrungsspektrum ist breit gefächert: Amphibienlarven,
Jungfische und Laich, sowie Wirbellose. Von älteren Tieren werden
allerdings möglicherweise bestimmte Nahrungstiere bevorzugt gefressen -
beispielsweise Mollusken.
Da es erst ab ca. 20 Grad zur Fortpflanzung kommt ist die
Fortpflanzungzeit im Mai und Juni, es werden aber auch noch im August
laichbereite Tiere beobachtet. Teilweise sind zwei Gelege im Jahr
möglich. Nach der Balz erfolgt die Eiablage in mehreren Schüben in eine
vom Männchen angelegte Laichgrube, welche als Revier auch verteidigt
wird. Während des Laichvorgangs kommt es vor, dass Rivalen eindringen
und versuchen den Laich zu befruchten. Je nachdem wie viele solcher
Störungen erfolgt sind, bewacht das Männchen das Gelege und die nach
wenigen Tagen schlüpfenden Jungfische mehr oder weniger gut. Durch
dieses Brutpflegeverhalten kommt es zu weniger Verlusten unter dem
eigenen Nachwuchs.
Status und aktuelle Verbreitung |
Der Sonnenbarsch hat Bedeutung als Laich- und Jungfischräuber, wenn er
in größeren Beständen auftritt. Er tritt in Konkurrenz zu einheimischen
Arten um Nahrung und Lebensraum und wird teilweise als "invasive
Spezies" betrachtet, welche die einheimischen Arten verdrängt. Ältere
Tiere ernähren sich teilweise bevorzugt von Mollusken und können eine
Beeinträchtigung dieser Gruppe darstellen. Die Fähigkeit des
Sonnenbarsches zur Brutpflege und ein mehrmaliges Ablaichen im Jahr
ermöglichen die schnelle Besiedelung neuer Lebensräume. Nach einem
Fischsterben konnte diese Art als Pionier (Erstbesiedler) beobachtet
werden. Fischereilich wird der Sonnenbarsch als Köderfisch genutzt. Als
Speisefisch ist er in Deutschland weniger beliebt, hat jedoch in
Nordamerika Bedeutung (der Name "panfish" ist hier durchaus doppeldeutig
zu verstehen, zumal er dort größer wird). Die Beliebtheit des
Sonnenbarschs als Gartenteich- und Aquarienfisch trägt zur seiner
Ausbreitung bei. Aus den genannten Gründen sollte einer weiteren
Verbreitung jedoch entgegengewirkt werden.
In manchen Gewässern der Oberrheinebene ist der Sonnenbarsch bereits die
dominierende Art, im deutschen Donaueinzugsgebiet fehlt er (noch). Der
Sonnenbarsch scheint sich weiter auszubreiten und ist auf dem Weg
Kosmopolit zu werden. Bestände in Afrika, Süd- und Mittelamerika sind
bekannt.
In Deutschland unterliegt er keinen gesetzlichen Schonbestimmungen und
darf nicht in freie Gewässer ausgebracht werden. Gefangene Exemplare
dürfen nicht zurückgesetzt werden.
Andere Arten aus der Familie der Sonnenbarsche, wie bspw. der
Ohrenbarsch (Lepomis auritus) und der Grüne Sonnenbarsch (Lepomis
cyanellus) spielen in Deutschland nur eine untergeordnete Rolle. Größere
Arten (bis 60 cm) mit einer gewissen fischereilichen Bedeutung sind der
Schwarzbarsch (Micropterus dolomieu) und der Forellenbarsch (Micropterus
salmoides) welche im nördlichen Mitteleuropa, Frankreich und Norditalien
vorkommen.
Weiterführende Literatur & Links
Dußling U und Berg R (2001). Fische in Baden-Württemberg.
Minsterium für Ernähung und ländlichen Raum Baden-Württemberg,
Stuttgart.
Sterba G (1990). Süsswasserfische der Welt. Urania Verlag, Leipzig.
Gebhardt H und Ness A (1990). Fische - die heimischen Süsswasserfische
sowie Arten der Nord- und Ostsee. BLV Verlagsgesellschaft, München.
Neff BD (2003).Decisions about parental care in response to perceived
paternity. Nature 422(6933):716-719.
Stacey PB und Chiszar D. (1978). Body color pattern and the aggressive
behavior of male pumpkinseed sunfish (Lepomis gibbosus) during the
reproductive season. Behaviour 64 (3-4):271-297.
Poulsen HR (1977). Predation, aggression, and activity levels in
food-deprived sunfish (Lepomis macrochirus and L. gibbosus):
motivational interactions.
J Comp Physiol Psychol. 91(3):611-628.
Kapoor (1971). Locomotory patterns of fish (Lepomis gibbosus) under
different levels of illumination. Anim Behav. 19(4):744-749.
Garcia-Berthou E und Moreno-Amich R (2000): Food of introduced
pumpkinseed
sunfish: ontogenetic diet shift and seasonal variation. Journal of Fish
Biology 57, 29-40. Kontakte | Ralph
O. Schill, umwelt@vdst.de |