

Zoologisches Stichwort
Stamm
Arthropoda - Gliederfüßer
Unterstamm
Crustacea - Krebse
Klasse
Malacostraca - Höhere Krebse
Ordnung
Eucarida
Familie
Grapsidae - Viereckskrabben
Gattung
Eriocheir
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Synonyme | Grapsus sinensis de Haan Trivialnamen | (Chinesische) Wollhandkrabbe
Herkunftsgebiet & Ausbreitung | Die
Wollhandkrabbe stammt aus dem ostasiatischen Raum und kommt entlang der
Küsten von China, Japan und Korea vor. Von dort aus wurde die
Wollhandkrabbe vermutlich als Larve und/oder Jungtiere im Ballastwasser
von Handelschiffen weltweit und auch nach Deutschland eingeschleppt.
Zwischen 1897 und 1914 gab es intensive Handelsbeziehungen zwischen dem
deutschen Kaiserreich und einem kolonialen Pachtgebiet im heutigen
China. Erstmals in Deutschland nachgewiesen wurde ein ausgewachsenes
Männchen in der Aller bei Rethem 1912 (Marquard 1926). Knapp drei Jahre
später wurden in der verschiedenen Nordseehäfen schon regelmäßig
Wollhandkrabben von Fischern in den Netzen gefangen. 1927 kam es zu
ersten großen Wanderungen in der Elbe stromaufwärts und 1931 wurde die
erste im Rheindelta nachgewiesen. Innerhalb zwei Jahrzehnten breitete
sie sich von den Flussmündungen der Nordsee bis in die Region der
heutigen Slowakei aus. Durch den Nord-Ostseekanal gelangte sie in die
Ostsee. Die Ausbreitung kann sehr schnell durch natürliche Wanderungen
entlang der Flusssysteme erfolgen oder durch die Verdriftung von Larven.
Für Wollhandkrabben wurde eine durchschnittliche
Ausbreitungsgeschwindigkeit von 75 km pro Jahr in der Nordsee und im
Süßwasser, sowie bis zu 300 km pro Jahr in der Ostsee ermittelt (Peters
1938).
Merkmale & Aussehen | Die
Wollhandkrabbe macht Ihrem Namen alle Ehren da die männlichen Tiere
wollige, dichtstehende Haare an den Scheren besitzen. Der
Rückenschildpanzer ist ca. 7 cm lang und 9 cm breit. Auf der Stirn
befinden sich 3 deutliche Kerben und am seitliche Rand 4 kräftige
Zacken. Bei uns im Süßwasser leben keine anderen Krabben mit denen sie
verwechselt werden können.
Biologie & Lebensweise | Die
Wollhandkrabben leben in Deutschland in größeren Flüssen oder Kanälen.
An die Wasserqualität stellen sie keine allzu großen Ansprüche. Ihre
Nahrung besteht vor allem aus pflanzlichem Material, Würmern, Schnecken,
Muscheln, anderen Krebsen, Insektenlarven. Kleinere Fische werden meist
nur erbeutet, wenn diese verletzt oder tot sind. Bei Massenauftreten
sind sie starke Nahrungskonkurrenten für einheimische Tiere.
Im Frühsommer wandern jedes Jahr die 4-5 Jahre alten Wollhandkrabben
über die Kanal- und Flusssysteme zum Meer. Die Männchen kommen als erste
an und warten am Unterlauf der Flüsse auf die Weibchen zur Paarung.
Anschließend wandern die Weibchen mit den Eiern alleine weiter ins Meer.
Die Eier sind dabei an die Schwimmbeine der Tiere geklebt und entwickeln
sich bis im darauffolgenden Jahr. Die meisten Krabben sterben nach der
Fortpflanzung, während sich die Larven entlang der Küsten entwickeln. Im
Alter von ca. 2 Jahren beginnt dann die neue Generation von
Wollhandkrabben durchs Wasser und über Land flussaufwärts zu gelangen
(Anger 1990)
Status & aktuelle Verbreitung | Die
Wollhandkrabbe gehört zu den invasiven Neozoen die heute in fast allen
Flüssen die in die Nordsee und Ostsee münden, aber auch in den
skandinavischen Ländern, Holland, Belgien und teilweise in Frankreich
recht häufig anzutreffen ist. Bei gelegentlich auftretenden
Massenvorkommen werden auch Uferböschungen und Dämme durch ihre
Grabungsaktivität erheblich geschädigt und die entstehenden Kosten sind
enorm. Nach Angaben des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie
hat die chinesische Wollhandkrabbe in deutschen Gewässern geschätzte
73,5 – 85 Millionen Euro wirtschaftliche Kosten verursacht.
Weiterführende Literatur & Links
Der Lebenszyklus der Chinesischen
Wollhandkrabbe (Eriocheir sigensis) in Norddeutschland: Gegenwärtiger
Stand des Wissens und neue Untersuchungen. Seevögel 11, 32-37. Anger, K.
1990.
Die Chinesiche Wollhandkrabbe, Eriocheir sigensis H.
Milne-Edwards. Z. f. Fischerei u. deren Hilfswiss. 24, 417-433.Marquard,
O. 1926.
Ausbreitung und Verbreitung der Chinesischen
Wollhandkrabbe (Eriocheir sigensis H.M.-Edw.) in Europa in den Jahren
1933-1935. Mitt. Hamb. zool. Mus. Inst., Hamburg 47, 1-31. Peters, N.
1938.
Kontakte | Ralph O.
Schill, umwelt@vdst.de
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