


Zoologisches Stichwort
Stamm
Cnidaria Klasse
Hydrozoa Ordnung
Limnomedusae (Trachylina)
Familie
Oliandiasidae (Trachymedusae)
Gattung
Craspedacusta |
Synonyme | Limnocodium victori (Meduse);
Microhydra ryderi (Polyp von Craspedacusta sowerbii)
Trivialnamen | Süßwassermeduse,
Pfirsichblütenfisch (China)
Herkunftsgebiet & Ausbreitung
| Es wird angenommen, dass Craspedacusta sowerbii im
Yangtze Fluss in China heimisch ist. Dort findet man die Meduse
in ruhigen, Strömungschwachen Stellen im oberen und unteren
Flusstal. Im Jahre 1880 wurde die Süßwassermeduse in einem
Wasserlilienteich im Regent´s Park, London entdeckt. In den 30er
Jahren des 20ten Jahrhunderts gab es bereit Berichte von den
Medusen in ganz Europa und Nordamerika. Ausgebreitet wurde die
Süßwassermeduse durch den Verkauf von aquatischen Zierpflanzen,
aber auch dem Verbreiten von Zuchtfischen, anderen
Wasserpflanzen und durch die Wanderungen von Wasservögeln.
Merkmale & Aussehen | Der
kleine Polyp wird zwischen 0,5 und 2 mm lang. Er hat einen
kleinen Kopf mit Nematocysten und einer Mundöffnung. Der kurze
Körper sitzt auf festem Substrat. Kurz nach einer Fütterung oder
Störung kann er sich um die Hälfte zusammen ziehen. Hat er lange
Zeit nichts gefressen wird er doppelt so lang (Acker und Muscat
1976). Ausgewachsene Meduse flach glockenförmig, bis 2,5cm groß.
Die Medusen tragen am Rand des Schirms nesselbesetzte Fangarme
(Tentakel). Der nach unten gerichtete Magenstiel läuft in 4 gut
sichtbare Mundlappen aus. Unter der Schirmglocke kann man auch
sehr gut die weißlichen Gonaden erkennen.
Biologie & Lebensweise | Obwohl
der Name Süßwassermeduse darauf schließen lässt, dass
Craspedacusta hauptsächlich als Meduse vorkommt, ist es doch
eigentlich der Polyp, der weiter verbreitet ist und die längere
Lebensform darstellt. Das ganze Jahr über kommt er am Grund
von stehenden oder langsam fließenden Gewässern vor. Er
bevorzugt Böden mit nur leichter Sedimentation und so gut wie
keinem Algenbewuchs. Als Untergrund können Steine, altes Holz
und Pflanzen dienen. In der Literatur wird beschrieben, das
Craspedacusta eher oligotrophe also nährstoffarme Seen
bevorzugt. Allerdings zeigen weitere Meldungen, dass die
Süßwassermeduse auch in mesotrophen Gewässern zu finden ist.
Optimal Temperaturen für die Polypen sind zwischen 19 und 25°C.
Fallen Temperaturen unter 10°C wechseln die Polypen zu
Überdauerungskörper, indem sie sich zu einer kompakten Kugel
zusammenziehen.
Die Polypen ernähren sich vermutlich von kleinen
Würmern. Können aber auch Fisch- und Amphibienlarven verletzen (Dendy
1978). So wurde beschrieben, dass die Flossen von Fischlarven
von Polypen so schmerzlich verletzt wurden, dass die Jungfische
von nun an Polypenkolonien mieden. Polypen können sich auf
mehrere Arten fortpflanzen: 1) durch Knospung können ein oder
mehrere neue Polypen entstehen und es bildet sich eine Kolonie,
2) durch Knospung entsteht eine bewegliche ovale Abtrennung,
eine so genannte Frustel, die in den ersten Wochen keine
Mundöffnung besitzt und erst nach dem Festsetzen ein normales
Polypenaussehen annimmt, oder 3) durch Knospung entstehen
Medusen, die wenn ausgewachsen, den sexuellen
Fortpflanzungszyklus fortführen. Nur unter bestimmten
Umweltbedingungen entstehen Frusteln, Überdauerungsstadien oder
eben Medusen, die frei schwebend im Wasser leicht zu entdecken
sind. Temperaturen, Nahrung und vermutlich
Kohlendioxidkonzentrationen initiieren die Entwicklung der
Medusen (Acker und Muscat 1976). Daher findet man Medusen meist
im Spätsommer und im Frühherbst in heimischen Seen, da die
Temperaturen über längere Zeit hoch sind.
Bei den frei schwimmenden Medusen gibt es männliche und weibliche, die
allerdings selten in gleichem Anzahlverhältnis und auch oft
nicht zur gleichen Zeit gefunden werden. Daher ist anzunehmen
dass die sexuelle Fortpflanzung eher selten ist. Medusen
ernähren sich von Zooplankton wie zum Beispiel Ruderfußkrebse,
Wasserflöhe und größeren Rädertierchen (Boothroyd et al. 2002,
Green & Davies 2005, Jankowski et al. 2005). Die Medusen können
sich vertikal im Wasser fortbewegen und sind abhängig vom
Nahrungsangebot oder Tageszeit gerne in tieferen
Wasserschichten, wo man sie auch auf dem Grund liegend vorfinden
kann. Oder steigen zum Beispiel gegen Abend (Spadinger & Maier
1999) oder bei gutem Nahrungsangebot in höhere Schichten auf.
Die Medusen werden, wenn sie auf dem Grund liegen, gerne von
Flusskrebsen gefressen (Dodson & Cooper 1983)
Status & aktuelle Verbreitung | Heutzutage
findet man sie auf allen Kontinenten in temperierten und
tropischen Gebieten. Obwohl es den Anschein hat dass sie sich
mehr und mehr in unseren heimischen Gewässern vorkommt, ist es
gut möglich, dass die Polypenform bereits seit längerer Zeit
weit verbreitet ist. Beobachtungen und Meldungen werden meist
erst dann gemacht, wenn Medusen gesehen werden, die aber erst
bei bestimmten Umweltbedingungen entstehen. Da aber der Polyp
klein ist und nicht auffällt, wird die tatsächliche Verbreitung
wahrscheinlich unterschätzt.
Invasiv oder nicht invasiv? | Die
Süßwassermeduse hat vermutlich keinen großen ökologischen
Einfluss auf heimische Tier- und Pflanzenarten.
Die Medusenform der Craspedacusta sowerbii
frisst selektiv bestimmte Arten des Zooplanktons. So hat z. B.
Boothroyd et al. (2002) festgestellt, dass Ruderfußkrebschen
bevorzugt aus dem Plankton in Neuseeland gefischt wurden,
während Rädertierchen und Naupliuslarven ignoriert wurden. Diese
Wissenschaftler kamen allerdings zu dem Schluss dass dieses
bevorzugte Fressen auch rein zufällig entstanden sein konnte, z.
B. durch dieselben täglichen vertikalen Bewegungen in der
Wassersäule, wie sie auch die Meduse durchführt. Auch Spadinger
und Maier (1999) kamen zu diesem Schluss. Im Großen und Ganzen
hat die Fresslust der Medusen aber keinen großen Einfluss auf
die Sterberate des gesamten Zooplanktons, allerdings könnte sie
eine Veränderung der Artengesellschaft haben und somit auch
indirekt einen Einfluss auf andere Zooplanktonfresser wie z. B.
Fische haben.
Auch wenn nachgewiesen wurde, dass das Gift
der Polypen geringere Schäden in Fischlarvenflossen und an
Amphibienlarven hervorrufen können, scheinen diese Ausmaße eher
zu vernachlässigen sein.
Mit dem heutigen Kenntnisstand muss man
davon ausgehen, dass die Süßwassermeduse ein eher harmloser
Neozoa ist.
Bekämpfungsmaßnahmen | Es gibt keine
Bekämpfungsmaßnahmen
Weiterführende Literatur & Links
Acker, T. S., and A. M. Muscat. 1976. Ecology
of Craspedacusta sowerbii Lankester, a Freshwater Hydrozoan.
American Midland Naturalist 95:323-336.
Boothroyd, I. K. G., M. K. Etheredge, and J.
D. Green. 2002. Spatial distribution, size structure, and prey
of craspedacusta sowerbii Lankester in a shallow New Zealand
lake. Hydrobiologia 468:23-32.
Dodson, S. I., and S. D. Cooper. 1983.
Trophic Relationships of the Fresh-Water Jellyfish
Craspedacusta sowerbii Lankester 1880. Limnology and
Oceanography 28:345-351.
Green, J., and J. Davies. 2005. The
freshwater medusa Limnocnida and associated plankton in
the floodplain of the Ayeyarwaddy River, Myanmar. Journal of
Natural History 39:2083-2088.
Jankowski, T., T. Strauss, and H. T. Ratte.
2005. Trophic interactions of the freshwater jellyfish
Craspedacusta sowerbii. Journal of Plankton Research
27:811-823.
Reisinger, E. 1957. Zur Entwicklungsgeschichte und
Entwicklungsmechanik von Craspedacusta (Hydrozoa,
Limnotrachylina). Zeitschrift für Morphologie und Ökologie der
Tiere 45:656-698.
Spadinger, R., and G. Maier. 1999. Prey
selection and diel feeding of the freshwater jellyfish,
Craspedacusta sowerbii. Freshwater Biology 41:567-573.
Fritz GB, Pfannkuchen M, Reuner A, Schill RO, Brümmer F (2009)
Craspedacusta sowerbii, Lankester 1880 population dispersal analysis using COI and ITS sequences. J Limnol
68:46-52,
Publikation.
Fritz GB, Schill RO, Pfannkuchen M, Brümmer F (2007) The freshwater jellyfish
craspedacusta sowerbii Lankester, 1880 (limnomedusa: olindiidae) in germany, with a brief note on its nomenclature. J Limnol
66:54-59,
Publikation.
Kontakte | Ralph O. Schill, umwelt@vdst.de
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